„Ich brauche keine neuen guten Vorsätze. Die alten sind noch unangetastet."
Leider ist das ganz häufig so. Deshalb möchte ich dir heute ein bisschen über meine Erfahrung mit Vorsätzen berichten und dir ein paar Möglichkeiten anbieten, wie es funktionieren kann gesundheitsförderliche neue Gewohnheiten umzusetzen.
Ich persönlich finde Neujahrsvorsätze nicht sonderlich sinnvoll. Die meisten Menschen nehmen sich etwas vor, das sie nach einem Monat oder spätestens zwei vergessen haben. Bitte versteh mich nicht falsch: Ich finde es gut, wenn jemand sein Leben gesünder, positiver, etc. gestalten möchte und ich liebe es Menschen dabei zu begleiten. Ich habe nur ein Problem damit, dass es zu Neujahr sein muss. Dieser Druck und Zwang bringen nichts.
Also: Über die Jahre habe ich festgestellt, dass es drei Gruppen von Menschen gibt, die Neujahrsvorsätze machen.
Gruppe 1 - die "Vagen":
Diese Gruppe formuliert Neujahrsvorsätze sehr allgemein und wenig konkret. Beispiele:
Ich möchte mehr für meine Gesundheit tun. (Gedanke meinerseits dazu: Wie kann ich mir das vorstellen? Was heißt Gesundheit für dich? Was musst du ändern um gesünder zu leben? Etc.)
Ich möchte mehr Sport machen. (Gedanke meinerseits dazu: Welchen Sport? Was bedeutet Sport für dich? Wo lebst du? Wie sieht dein Leben aus? Wo hat Sport in deinem Leben Platz? Etc.)
Gruppe 2 - die "PerfektionistInnen":
Diese Gruppe formuliert gleich 10 oder 20 Neujahrsvorsätze. Beispiele:
Ich möchte weniger rauchen. Und
Ich möchte nur noch zwei mal pro Woche Alkohol trinken. Und
Ich möchte drei mal pro Woche laufen gehen. Und
Ich möchte täglich Gemüse essen. Und
Ich darf nie mehr Burger essen.
Etc.
Wie fühlt es sich an diese Sätze zu lesen? Also in mir stellt sich da augenblicklich ein Gefühl von „großer Berg“ – „Schaffe ich das überhaupt?“ „Nein, ich bin nicht so stark.“ Es sind so viele Vorsätze, dass es extrem schwer sein würde, alle umzusetzen. Außerdem vermittelst du mit vielen Veränderungswünschen deinem Unterbewusstsein: „Alles, was ich bisher gelebt habe, war falsch. Ich bin nicht okay.“
Gruppe 3 - die "rigiden PerfektionistInnen":
Gruppe 3 formuliert einen oder mehrere sehr strenge Vorsätze, die aufgrund der Rigidität nicht umsetzbar/haltbar sind. Beispiel:
Ich trinke nie mehr Alkohol.
Ich esse nie mehr Zucker.
Für alle drei Gruppen wird es schwierig die Ziele zu erreichen.
Doch wie machst du UMSETZBARE Vorsätze? Wann? Wie erreichst du deine Ziele wirklich?
ERSTENS: DER 1. JÄNNER, IST DER 1. JÄNNER, ABER KEIN WUNDERDATUM
Was denkst du am 31.12?
Einmal noch schlemmen, ab morgen gibt es eh nichts mehr Leckeres?
Noch einmal richtig viel rauchen, aber morgen ist es Vergangenheit?
Heute noch Alkohol konsumiert, ab morgen gibt es nichts mehr?
Ab morgen lebe ich gesünder und besser und positiver, etc.?
Habe ich dich erwischt ;)?
Dann gebe ich dir einige meiner Gedanken mit auf den Weg:
Wenn du heute schlemmst, hast du vermutlich morgen erst recht Hunger auf alles, was du dir verbietest.
Wenn du heute noch viel rauchst, was passiert, wenn du müde und übernächtigt bist? Wie steht es da mit der Gier auf Zigaretten?
Du willst keinen Alkohol mehr trinken bzw. weniger? Naja, wie sieht es dann nächstes Silvester aus? Trinkst du dein Leben lang nur noch Fruchtsaft oder was bedeutet weniger?
Siehe oben – Wie sieht gesünder aus? War bisher alles schlecht?
Ich will Sie nicht demotivieren. Ich will dir eine realistische Anschauung deiner Vorsätze geben und ich möchte erreichen, dass du dir etwas vornimmst, was du wirklich erreichen kannst und was dich glücklicher und gesünder macht.
Der 1. Jänner ist ein Tag wie jeder andere, nur, dass man am Vortag zu lange auf war, oft zu viel getrunken hat und körperlich KO ist. Insofern vielleicht doch kein Tag wie jeder andere ;).
Welches Datum sollest du wählen?
Wie wäre es mit sofort, wenn du einen Entschluss gefasst hast, etwas zu verändern? Wenn du dich entschließt mehr Sport zu treiben, dann fang heute mit einem Spaziergang an und überlege, wie du es in Zukunft gut umsetzen kannst, welche Sportarten, etc. Eine Runde Spazieren geht ohne Laufschuhe und Walking Stöcke. Die Utensilien kannst du nach und nach besorgen.
Wenn du dich gesünder ernähren möchtest, beginne gleich bei der nächsten Mahlzeit und stell langsam aber sicher um. Du musst nicht heute alles Ungesunde wegwerfen. Du kaufst es einfach nicht mehr nach :).
Wenn du gleich beginnst, brauchst du nichts „nachzutrauern“. Wenn du an einem bestimmten Tag beginnst, passiert Folgendes:
Beispiel Diät:
Nennen wir sie Lydia. Lydia hat sich immer wieder vorgenommen: „Ab Montag mache ich Diät.“
Weißt du, was passiert ist?
Mit dem Wissen, dass sie sich ab Montag einschränken muss und nichts mehr ihrer geliebten Dinge essen darf, hat sie in sich hinein geschlungen. Mehr als sie Hunger hatte.
Dann kam der Montag und sie hatte schlechte Laune, weil sie wusste, dass das Leben erst wieder Spaß macht, wenn sie die Diät beendet und einige Kilos abgenommen hat.
Ein anderes Mal kam der Montag und sie hatte gute Laune (noch), weil sie sich auf die neue Figur freut und wieder in ihre Lieblingshose zu passen.
Ja und dann ging der Montag vorüber, Magenknurren hielt sich in Grenzen, es war ja der erste Tag. Ab und zu hatte sie auch am ersten Tag große Probleme mit Hunger, aber der Montag ging vorüber.
Der Dienstag ging vorüber und der Mittwoch.
Am Donnerstag war Lydia zu einer Feier eingeladen. Die Brötchen sahen lecker aus, das Gläschen Sekt würde nicht schaden – NEIN, diesmal nicht. Ausreden parat und so ging der Donnerstag vorüber. Sie war stolz auf sich.
Dann kam der Freitag. Sie war müde und frustriert. Nicht einmal ein Schokoriegel…grrr…Aber was, ein kleines Stück Schoko wird nicht schaden. Es blieb sogar bei diesem. Sie war stolz, weil sie sich so gut unter Kontrolle hatte.
Nun kam der Samstag und ihr Freund kam mit einem Backhendl nach Hause. Es duftete so gut und sie begann zu essen, auch noch Schokolade, usw. „Heute ist es eh schon wurscht.“ Zusätzlich zu dem Heißhunger-Anfall mit ungesundem Essen machte sich schlechtes Gewissen breit: „Geh, schon wieder, wie dumm/blöd bin ich überhaupt. Ich schaffe gar nichts…“
DESHALB: Änderungen ab sofort und zwar kontinuierlich. Immer nur so viel, wie es sich für dich gut anfühlt und dir Freude macht.
ZWEITENS: BABYSTEPS - SCHRITT FÜR SCHRITT!!!
Du kennst sicher den Ausspruch: „Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.“ Überlege einmal, was in deinem Leben ging wirklich von jetzt auf dann? Genau – nichts! Ein Haus bauen dauert. In eine Wohnung einziehen dauert. Ein Kind kriegen dauert mindestens die Schwangerschaft. Die Matura machen dauert die gesamte Schulzeit. Einen Magister-Titel erwerben dauert. Genauso ist es ein Prozess mit dem Rauchen aufzuhören, sich gesünder zu ernähren, einen gesünderen Lebensstil zu pflegen, abzunehmen, zuzunehmen, aus einer depressiven Verstimmung zu kommen, etc.
Alles im Leben ist ein Prozess. Ein längerer Prozess. Wenn ich es wieder am Beispiel Übergewicht/Ernährung veranschaulichen darf: Übergewicht entsteht nicht zwischen Weihnachten und Silvester sondern zwischen Silvester und Weihnachten. Einige Tage mehr essen als gewöhnlich kann vielleicht einen Kilo mehr auf der Waage bedeuten, aber wenn du nach den Feiertagen wieder auf dein Hungergefühl hörst, dich ausgewogen ernährst, pendelt sich das Gewicht schnell wieder ein.
DESHALB:
Ich nenne es BABYSTEPS: Geh langsam und Schritt für Schritt!
Schreibe dir deine Ziele so genau wie möglich auf!
Beispiele:
Wenn du gesünder essen möchtest. kannst du fürs Erste ein gesundes Frühstück forcieren. Wenn das neue Frühstück wie Zähneputzen zu deinem Alltag gehört, kannst du dir die nächste Mahlzeit vornehmen. Es dauert einige Zeit, bis man weiß, was einem gut tut. Es dauert einige Zeit, bis man alle „ungesunden“ Dinge aufgegessen hat. Es dauert einige Zeit, bis man sich über gesunde Ernährung informiert hat. In meinem Kurs: "HAPPY & HEALTHY - deine gesunde Genussernährung" lernst du Schritt für Schritt, was gesunde Ernährung für dich und deinen Körper ist.
Wenn du sportlicher werden möchtest, dann beginne ebenfalls langsam.
Wenn du mit dem Rauchen aufhören willst, gibt es verschiedenen Möglichkeiten. Nimm an einem Programm teil, oder aber reduziere langsam. In der ersten Woche 20, in der nächsten Woche 19, dann 18, usw. Eine Woche ist eine gute Zeit, um mit dem Weniger umgehen zu lernen.
Wenn du mehr Zeit für dich haben möchtest, neben Kindern, etc. beginne langsam! Wenn du gleich ein Wochenende wegfährst, wirst du das „Gebrauchtwerden“ stark vermissen und es lange Zeit nicht mehr machen (wollen). Wenn du allerdings in der ersten Woche 1 Stunde weggehst und dir eine Auszeit für dich nimmst, wird es komisch sein, aber du weißt, dass du gleich wieder da sind. Beim zweiten Mal genießt du die Stunde schon und kannst zwei daraus machen, etc.
Langsam, aber stetig ist wichtig!
Denke immer daran:
Es hat lange gedauert, bis du so warst, wie du bist – Jahre, Jahrzehnte. Du hast bestimmt nicht in einem Jahr 30 Kilogramm zugenommen (außer du warst schwanger). Du hast sicher nicht innerhalb einer Woche zwei Packerl Zigaretten am Tag geraucht. Jede Entwicklung braucht seine Zeit und jeder Mensch hat sein eigenes Tempo dafür.
DRITTENS: EINS NACH DEM ANDEREN
Wenn du eine ganz lange Liste hast, ist das entmutigend und führt zwangsläufig zu Misserfolg. Besser ist es, wenn du dir über Wochen und Monate Zeit gibst für Veränderungen. Beispiel: Beginne erst einmal langsam, deine Ernährung umzustellen, dann mit Psychohygiene, dann mit Sport, etc.
Oft konzentrieren wir uns bei (Neujahrs-)Vorsätzen auf unseren Körper - gesündere Ernährung, mehr Bewegung. KÖRPER und PSYCHE sind aber eine EINHEIT. Um gesund zu sein und zu bleiben, müssen wir uns um beide Teile gut kümmern. Dies passiert mit nährstoffreichem, typgerechtem Essen, ausreichend Bewegung und einem liebevollen Umgang mit uns selbst.
Wenn für dich noch Fragen übrig geblieben sind, melde dich gerne.
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