„Essen ist ein Bedürfnis, Genießen ist eine Kunst.“ (La Rouchefoucauld)
Tagtäglich werden wir überschüttet mit Informationen darüber, welche Ernährungsweise gesund ist, welche Superfoods wir in keinem Fall auslassen sollen und welche Diät dazu führt, dass wir dauerhaft schlank und schön, ergo zufrieden, schlagfertig, sympathisch, erfolgreich und glücklich sind.
Das führt im einen Fall dazu, dass viele Menschen überhaupt nicht mehr hinhören und im zweiten Fall dazu, dass viele lustlos die "tollen", "gesunden" Lebensmittel essen oder Diätrezepte nachkochen um am Ende einer hemmungslosen Essorgie zu erliegen...
Beides führt dauerhaft nicht zu Gesundheit und schon gar nicht zu Freude, Wohlbefinden und/oder Genuss... Sondern zu Frustration. Wie geht es dir damit? Hast du (noch) wirklich Freude am Essen? Genießt du dein Essen? Oder sitzt du lustlos vor einem halb leeren Teller und siehst frustriert, wie die Waage trotzdem nicht runter geht?
Für mich DIE Motivation DIR zu zeigen, dass es auch anders geht!
Ich kenne unzählige Frauen (und auch einige Männer), die nach dem Urlaub kaum von ihren Erlebnissen und Gefühlen erzählen, sondern nur vorm Essen und wie viel sie zugenommen haben. Also, zusätzlich zum Arbeitsalltag und oft Aufarbeiten von Liegengebliebenem kommt eine Diät dazu, die die Stimmung zusätzlich belastet und die Erholung schnell vergessen macht.
VOLL TRAURIG - Essen ist nicht mehr unbelastet und entspannt. Es ist überschattet vom schlechtem Gewissen oder davon, vieles nicht zu vertragen und sich mit Bauchschmerzen durchs Leben zu quälen. Essen wird zunehmend etwas Angstbesetztes, Belastendes und Stressiges. Parallel wird das Selbstbewusstsein immer schlechter, weil du dich zum Versager/zur Versagerin deklarierst, wenn du dem Schokoriegel wieder nachgegeben hast...
Ein voller Teufelskreis...
Essen ist notwendig um zu überleben! Essen müssen wir mehrmals täglich. Deshalb soll es etwas Wunderschönes, Genussvolles sein und Freude bereiten.
Lustigerweise lösen sich viele Gewichts- und Verdauungsprobleme mit Entspannung rund ums Essverhalten und die Ernährung von selbst auf.
Wenn du entspannt isst, funktioniert deine Verdauung besser.
Wenn du mit Genuss ist, schüttet der Magen mehr Verdauungssäfte aus und verdaut besser.
Wenn du in Ruhe bist - entspannt - dann macht der Darm seine Arbeit.
Wenn du im Stress bist (fachlich gesprochen: der Sympathikus aktiviert ist), ist die Magensäureproduktion gehemmt und das Essen wird nicht verdaut - wer muss schon verdauen, wenn man vorm Säbelzahntiger weglaufen muss... In vielen meiner Artikel gehe ich näher auf dieses Phänomen ein.
WICHTIG IN DIESEM ARTIKEL IST MIR FOLGENDES:
Bereite deine Nahrungsmittel so zu, dass sie dir schmecken.
Koche in entspannter Atmosphäre.
Genieße dein Essen bei Kerzenschein an einem schön gedeckten Tisch, mit lieben Menschen. Streitgespräche, Stress, etc. gehören woanders hin!
Iss mit Genuss - Kaue und Schmecke.
UND was ist jetzt mit diesen "gesunden" Nahrungsmitteln oder mit der typgerechten Ernährung, die ich propagiere? Kann man, wenn man entspannt ist, nur von Pizza und Pasta, Schokolade und Chips leben oder soll ich trotzdem typgerecht essen?
JA, soll man und NEIN, kann man definitiv nicht.
NUR:
Essen soll Freude machen und Genuss sein. Ich gehe davon aus, dass du frische, hochwertige Nahrungsmittel einkaufst, diese lecker zubereitest und anschließend genießt. Ich gehe davon aus, dass jeder Menschen (auch) gesunde Nahrungsmittel mag, weil ich den Begriff gesund sehr weit fasse. Überleg einmal - es gibt bestimmt Getreidearten, die du gerne isst, die Auswahl ist mega groß. Es gibt auch bestimmt irgendein Gemüse, dass du gerne isst, oder?
Sollte dir wirklich gar nichts einfallen, dann muss ich dir ehrlich sagen - ein neues Essverhalten kann man lernen - alles, was du brauchst ist Neugierde und OFFENHEIT für Neues - GEDULD und MUT! 😍Ich unterstütze dich gerne dabei!!! Und ich bin vollkommen davon überzeugt, dass dir auch Dinge fernab von Fertigprodukten und Schokolade schmecken.
Wusstest du, dass man Kindern ein Nahrungsmittel 10-15 Mal (!!!) anbieten und kosten lassen muss, bis sie es mögen? Geschmacksknospen auf der Zunge bilden und verändern sich zeitlebens. Deshalb:
GIB DIR ZEIT!
PROBIER öfter etwas Neues und zwar in unterschiedlicher Zubereitung.
Verwende zum Beispiel Getreide wie Reis, Hirse, Polenta, Quinoa, Amaranth, Hafer, Dinkel, etc. in süßen und pikanten Speisen, als Auflauf, in der Suppe, usw. Mach dasselbst mit Gemüse und begib dich auf die Suche nach deinem Geschmack.
DU MACHST EINE REISE - ZU DIR UND DEINEM GESCHMACK und DEINEN BEDÜRFNISSEN. Achte gut darauf, was DIR GUT TUT und was nicht.
Zum Mut machen möchte ich dir ein paar Beispiele erzählen:
Meine Mutter mag Tomaten nur im Sommer frisch aus dem Garten, im Winter gar nicht. Tomaten wirken nach TCM sehr kühlend und sind im Winter gänzlich ungeeignet, weil sie den Organismus zu sehr belasten/kühlen. Im Sommer sind sie hingegen ein natürliches Mittel, um den Körper zu kühlen.
Ein Mann in meiner Beratung mochte gar keinen Brokkoli. Nicht, dass er davon Blähungen bekam, sondern er fand sogar kleinste (für jeden anderen unsichtbare) Röschen und würgt sie wieder aus. Seine Frau hat Brokkoli aber irrsinnig gern und eines Tages gab es Brokkolicreme-Suppe. Sie hat ihm gut geschmeckt. Das hat ihm gezeigt, dass er unterschiedlichen Zubereitungsarten eine Chance geben sollte. Er probiert seither übrigens viel aus und isst Gemüse mittlerweile gern.
Als weiteres Beispiel möchte ich meine Kinder anführen: Sie lieben Polentapizza oder auch Polentaecken (Polenta gekocht und am Schluss Parmesan untergemischt, auf ein Backblech gestrichten und fest werden lassen, eventuell kurz im Rohr wärmen). Sie essen aber keine süße Polenta und da habe ich wirklich alles versucht – mit Reismilch, mit Milch, mit Hafermilch, mit Apfelmus. Ich hatte keine Chance. Bisher – vielleicht irgendwann ;).
Und noch ein Beispiel zu mir selber: Ich war als Kind sehr heikel. Meine Mutter ist beinahe verzweifelt an meinen Essgewohnheiten – Kartoffeln mit Camembert, Nudeln ohne irgendwas, usw. Mittlerweile mag ich beinahe alles (außer Meeresfrüchte, Schwammerl und Fenchel ;)). Ich habe einfach irgendwann OFFEN versucht zu kosten. Mit offen meine ich nicht mit diesem verzogenen Gesicht und Gedanken: „Das ist sicher grausig“ sondern mit: „Ich bin gespannt, wie das wirklich schmeckt.“ Da habe ich gemerkt, dass sich mein Geschmack verändert hat.
Ich mochte übrigens auch nie Kernöl – als ich in die Steiermark kam, waren alle sehr schockiert ;). Irgendwann habe ich dann aus Versehen ein paar kleine Tropfen auf meinen Salat gegeben und gemerkt, dass es mich nicht gereckt hat. Täglich habe ich in paar Tropfen verwendet und mittlerweile liebe ich es.
LASS DIR ALSO ZEIT! Wenn dir etwas nicht schmeckt, dann lass es wieder für einige Zeit. Vielleicht verträgt dein Körper es momentan nicht. Koste es irgendwann wieder, wenn es für dich passt. So schwer es ist, wenn Nahrungsmittel im Mistkübel landen, aber du kannst mir dieser Mahlzeit niemanden retten, aber du kannst etwas für dich tun - gut zu dir zu sein. Auf deinen Körper hören.
Schließen möchte ich noch damit, dass ich dich ermuntern möchte dich nicht zu quälen, wenn dir ein Nahrungsmittel wirklich nicht schmeckt oder guttut. Lass es einfach. In der TCM haben alle Nahrungsmittel ihre thermische Wirkung, ihren Organbezug und ihre Wirkung im Körper. Es gibt mehrere Nahrungsmittel, mit denen man dieselbe Wirkung erzielen kann. Es ist auch westliche nicht so, dass nur ein Nahrungsmittel diese Vitamine und Stoffe hat, die man braucht. Es gibt immer mehrere. Wenn du keinen Brokkoli magst, dann iss ein anderes grünes Gemüse. Alle grünen Gemüse haben viel Calzium und andere Vitamine (westlich gesehen). Wenn du keine Karotten magst, dann vielleicht Kürbis, der ebenfalls das Qi und Blut aufbaut (TCM gesehen). Es gibt IMMER GESUNDE Alternativen.
Wichtig ist:
Genieße dein Essen! Selbst, wenn du Steak und Pommes, McDonalds und Pizza liebst – genieße auch diese Speisen von Zeit zu Zeit ohne schlechtes Gewissen! „Eine gut gepflegte Milz verzeiht kleine Fehler.“
Hier kommst du zu einer kleinen Achtsamkeitsübung um Genuss zu lernen...
KÖRPER und PSYCHE sind eine EINHEIT. Um gesund zu sein und zu bleiben, müssen wir uns um beide Teile gut kümmern. Dies passiert mit nährstoffreichem, typgerechtem Essen, ausreichend Bewegung und einem liebevollen Umgang mit uns selbst.
Wenn für dich noch Fragen übrig geblieben sind, melde dich gerne.
Hier kommst du zu zwei Rezepten, die deinen Süßhunger stillen können: leckere Kekse oder Polentakeksli.
In folgendem Artikel erfährst du, warum GENUSS so wichtig ist.
Interessante Literatur:
"Die Heilung der Mitte: Die Kraft der Traditionellen Chinesischen Medizin" von Georg Weidinger
"Lexikon der populären Ernährungsirrtümer: Mißverständnisse, Fehlinterpretationen und Halbwahrheiten von Alkohol bis Zucker Aktualisierte Neuausgabe" von Udo Pollmer und Susanne Warmuth
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