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Grundbegriffe der TCM: Kochtopfmodell bzw. unser Qi

Autorenbild: Alexandra LangAlexandra Lang

„Wenn Licht in der Seele ist, ist Schönheit im Menschen.“ (Chinesische Weisheit)


Qi (gesprochen: Tschi) ist in der TCM alles – Energie, Luft, Atem, Wind, Lebenskraft und Lebensenergie. Qi ist ein abstraktes Wort für etwas Unfassbares - es ist (Lebens-)Energie. Qi ist ständig in Bewegung, also fließend und bringt Veränderungen hervor. Jede Verlangsamung oder Stagnation des Fließens führt zu einer Störung der Lebensvorgänge. Wenn du beispielsweise Schmerzen hast die durch Bewegung oder Massage der betroffenen Stelle verschwinden, liegt das an einem Qi-Stau an der jeweiligen Stelle. Der Schmerz verschwindet, wenn das Qi wieder fließt.


Die Chinesen haben keine direkte Definition von Qi, weil es sich um eine ständig fließende und wandelnde Größe handelt. Beim Menschen ist das Qi in den Organen und fließt durch alle Bahnen im Körper.


Im traditionell chinesischen medizinischen Verständnis gibt es zwei wesentliche Quellen an Qi in uns Menschen.

  • Vorgeburtliches Qi (Ursprungs-Qi), welches wir bei der Zeugung von unseren Eltern mitbekommen. Dieses Qi ist die Reserve. Eine Theorie besagt, dass jedem Menschen Qi für etwa 100-120 Lebensjahre mitgegeben wurde. Wie alt man tatsächlich wird, ist abhängig davon, wie gleichmäßig das Qi fließen kann. Ernährung, Bewegung und innere Harmonie tragen viel zu einem langen, gesunden Leben bei.

  • Nachgeburtliches Qi welches wir täglich gewinnen können. Es ist das Qi, das wir tagtäglich benötigen und sich durch die aufgenommene Nahrung, die Atmung, den Schlaf und das Sonnenlicht erneuert. Außerdem können Tai Chi, Qi Gong, Yoga und Meditation Qi erzeugen.


Ich möchte dir anhand eines Beispiels veranschaulichen, wie du Qi erzeugen bzw. eben nicht erzeugen kannst.


Dein Tag war stressig. Du hast abgestandene Büroluft eingeatmet, hast vor lauter Stress flach geatmet (Anmerkung: bei Stress atmen wir flacher), zum Essen gab es aufgewärmte Fertigprodukte und eine Pizza am Heimweg, einige Kaffees hat dich munter durch den Tag gebracht. Abends kannst du nicht gut abschalten, deshalb schläfst du spät ein. Dein Schlaf ist unruhig.


ERGEBNIS: Du hast das nachgeburtliche Qi nicht genährt, also ist die Energie verbraucht worden, ohne aufgefüllt zu werden. Das ist KURZZEITIG kein Problem, weil sich der Körper einfach aus seinem Speicher, dem vorgeburtlichen Qi, bedient. Das passiert automatisch, ohne dass du es merkst.


ABER: Hast du mehrere solcher Tage, dann verringert sich das vorgeburtliche Qi. Wenn es aufgebraucht ist, ist das Leben zu Ende.


Normalerweise haben wir aber Glück und unser Körper schreit schon, wenn seine Reserven zu stark angegriffen werden - chinesisch gesprochen: das Qi im Mangel ist.


Anzeichen sind Müdigkeit, Erschöpfung, Mutlosigkeit, Ödeme, Infektanfälligkeit (ständiger Schnupfen), Kälteempfinden, Verlust des Interesses, Taubheitsgefühle in Gliedmaßen, Kopfschmerzen, Tinnitus, Ängste, Nahrungsmittelunverträglichkeiten usw.


Es ist demnach wichtig, dass du das Qi immer wieder auffüllst.


Auffüllen kannst du dein Qi sehr gut mithilfe der ERNÄHRUNG und der ATMUNG. Mit den richtigen Nahrungsmitteln, mit Bewegung und guter Atmung kannst du das Qi im Fluss halten. Außerdem kannst du mithilfe der Ernährung Qi sparen.


UND HIER KOMMEN WIR ZUM

KOCHTOPFMODELL = DREI-FACH-ERWÄRMER


Dieses Modell möchte ich dir mithilfe des Gascampingkochers erklären, damit du dir das gut vorstellen kannst, was die TCM meint:


Du fährst zum Campen und hast einen kleinen Gascampingkocher mit einer bestimmten Menge an Gas mit (Campingkocher ist unser Körper). Du möchtest dir einen Tee kochen und dafür möglichst wenig Energie verbrauchen, weil du noch die ganze Woche Tee und andere Nahrung zubereiten willst. Was würdest du als Teewasser in den Topf füllen? Eiswürfel oder warmes Wasser?


Genau das besagt das „Kochtopfmodell“ der TCM. Jede Nahrung muss im Körper zu einer kochenden Suppe gemacht werden, die gut dampft. Der aufsteigende Dampf ist das Qi. Wenn die Suppe zu wenig dampft, haben wir zu wenig Qi. Der Kochtopf wird von unten, vom Nieren Yang, zu wenig gewärmt oder das Essen ist einfach zu kalt und es braucht zu viel Energie um eine kochende Suppe daraus zu machen, weswegen kein Dampf mehr übrig bleibt. Wenn (und jetzt wird’s richtig chinesisch) die Suppe nicht mehr dampfen kann, also unsere Milz (Verdauung/Magen) zu „müde“ ist, dann lässt sie das kalte Essen einfach stehen. Dieses stehengebliebene Essen wird als Feuchtigkeit und Schleim bezeichnet. Es erstickt Qi, lässt es stagnieren, etc. Wir nennen das Milz-Qi-Mangel.


ALSO: Ein Milz-Qi-Mangel ist einfach eine "müde" Verdauung, weil das Essen im Bauch liegen bleibt, nicht gut dampfen kann.


Es ist kein aufsteigender Dampf da, der dafür gebraucht wird, dass unser Immunsystem und alle anderen Dinge funktionieren, dass wir energiegeladen durch den Tag gehen. Das Qi wird buchstäblich in Feuchtigkeit erstickt.


ÜBRIGENS: So entsteht auch Übergewicht oder Infektanfälligkeit. Wenn der Kochtopf mit Schleim voll ist, aber Nahrung nachkommt, schafft die Mitte den Schleim einfach in die Lunge weiter - Folgen: Husten, Schnupfen, etc. Bei anderen Menschen schafft sie den Schleim einfach als Fett oder Ödeme irgendwo im Körper hin.


Warme Nahrung kann unser Körper also besser verwerten als kalte und rohe, weil er diese erst aufwärmen oder kochen muss, um sie zu verwerten (Qi daraus gewinnen kann). Wir können also mit warmer Nahrung Energie (Qi) sparen und gewinnen. Ideal!


Mit warm ist übrigens nicht gemeint, dass jedes Essen warm gegessen werden muss. Es geht hier nur um die thermische Wirkung von Nahrungsmitteln. Einige kühlen unseren Körper, andere wirken neutral oder wärmend. Im Sommer sind kühlende Nahrungsmittel sehr wichtig, weil sie helfen, den Körper zu kühlen, beispielsweise Melonen oder Bananen. Im Sommer ist mehr Wärme = Yang da. Wärme kommt ja auch von außen. Im Winter belasten gerade die kühlenden Lebensmittel unseren Körper, weil das Yang allein zum Wärmen des Körpers notwendig ist. Der Körper braucht demnach wärmende Nahrung.


Als kurzer Exkurs: Gut ist es natürlich, vor allem, wenn du bereits Feuchtigkeitssymptome an dir erkennst, wenn du zusätzlich zum warmen Essen, die stark befeuchtenden und verschleimenden Lebensmittel weglässt oder auf ein Minimum reduzierst. Diese sind: Kuhmilch/-produkte, Orangensaft, Zucker, Weizenmehl, Schweinefleisch, frittierte Speisen. So geht es definitiv schneller Feuchtigkeitssymptome aus dem Körper zu schaffen.


Anzeichen von zu viel Feuchtigkeit wären: Abszesse, Akne, Neurodermitis, Ekzeme, ständiger Schnupfen und Erkältungen, verschleimter Husten, Mittelohrentzündungen, Herpes, starker Ausfluss bei Frauen, hohe Cholesterinwerte, Ödeme, Blähbauch, Neigung zu Durchfall und breiigem Stuhl, Erschöpfung, schnell fettende Haare, übermäßiges Schwitzen, fehlendes Durstgefühl, etc.


Wenn wir im Einklang mit den Jahreszeiten und der Natur leben, gelingt es uns eigentlich selbstverständlich unserem Körper zu geben, was er braucht. Wenn wir essen, was die Natur in unserem Klima zur jeweiligen Jahreszeit zur Verfügung hat, tut uns das gut. Im Sommer gibt es frisches Gemüse wie Tomaten und Gurken (kühlen), während es im Winter nur „Lagerungsgemüse“ und „Lagerungsobst“ gibt, welches Wärme zuführt oder nur sanft kühlt (wie z.B. der Apfel).


EXKURS KINDER: Vergiss nicht, auch deine Kinder dementsprechend zu ernähren. Kinder haben bis zum 7ten Geburtstag sowieso eine schwache Mitte. Diese muss erst aufgebaut werden. Das ist die TCM Erklärung für das schwache Immunsystem von Kindern. Es ist besser sie essen täglich einen Apfel als Bananen (verschleimend). Südfrüchte kühlen ihre schwache, empfindliche Verdauung viel zu stark ab, was man an immer wiederkehrenden Mittelohrentzündungen oder generell ständigen verschleimten Infekten merkt. Verzichte im Winter bzw. vor allem, wenn dein Kind oft erkältet ist, auf Südfrüchte und reduziere Milch/Milchprodukte (Joghurt, etc.) stark. Im Sommer ist die passende Zeit für diese Nahrungsmittel. Wenn dein Kind (so wie meine) Bananen lieben, kannst du sie als Getreidekekse anbieten. Backen/Kochen reduziert die verschleimende und kühlende Wirkung.


WICHTIG IST - ZUSAMMENFASSUNG - QUINTESSENZ:

Fülle dein Qi regelmäßig mit Hilfe von beispielsweise Reis, Hirse, Polenta, Kartoffeln, Linsen, Butter, Schlagobers, Kürbis, Rind (vor allem in Kraftsuppen besser verdaulich/verträglich), Hirsch, Weintrauben, etc. auf. Genieße außerdem regelmäßige Mahlzeiten und reduziere Rohkost.


Damit es zu keiner Stagnation, also zu keinem Stau von Qi kommt, gibt es Nahrungsmittel, die das Qi in Bewegung bringen. Beispiele dafür sind Kohlrabi (vor allem roh), Karfiol, Knoblauch, Lauch, Fenchel, Zwiebel, Rettich, Salat, Essig, etc.


Es muss übrigens von nichts viel sein – REGELMÄSSIG – KLEINE MENGEN – sind nach TCM ideal. Regelmäßig eine Handvoll Kohlrabiwürfel über das Essen gestreut oder ein Esslöffel Linsen im Reis mitgekocht, ein Schuss Schlagobers im Porridge oder ein Butterbrot mit Kresse und Ei…


KÖRPER und PSYCHE sind eine EINHEIT. Um gesund zu sein und zu bleiben, müssen wir uns um beide Teile gut kümmern. Dies passiert mit nährstoffreichem, typgerechtem Essen, ausreichend Bewegung und einem liebevollen Umgang mit uns selbst.


Wenn für dich noch Fragen übrig geblieben sind, melde dich gerne.

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